Adé Anna Jander

Liebe Familie und alle, die von Anna Abschied nehmen.

Der italienstämmige Amerikaner und Menschenrechtsaktivist der 1960er in den USA, Mario Savio, hat einmal gesagt:

Es kommt nicht darauf an, sich einen Platz in der Gesellschaft zu erobern, sondern darauf, diese Gesellschaft so zu gestalten, dass man überhaupt einen Platz in ihr haben möchte.

MARIO SAVIO (1942-1996)

Liebe Anna, das Gespräch mit Dir, eben sprachen wir doch noch miteinander, das Gespräch fortzusetzen, das so unerbittlich abgebrochen ist, es fortzusetzen, um weiter darüber zu sprechen, wo und wie Dein zukünftiger Platz sein würde, wie überhaupt ein Platz in einer Gesellschaft aussehen müsste, an der gestaltend mitgewirkt werden kann. . . dies Gespräch mit Dir lässt sich nur noch weiter denken, verbunden in dem Geist, in dem wir uns ausgetauscht haben.

Und Anna, jetzt hören die Menschen hier zu, die mit Dir verbunden waren und wohl bleiben, solange wir am irdischen Leben teilnehmen. Seit wir miteinander im Gespräch waren, ging es um die Frage: wie Leben und wo? Als aktive, freischaffende Künstlerin gehört die Silbe „frei“ unabdingbar zur schaffenden Künstlerin, die sich in erster Linie als gesellschaftliches Wesen begreift, in dieser Welt engagiert. Dein Beitrag im „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“ steht dafür, wie auch Deine Zeit im Kibbuz Hahotrim in Israel, schon als Neunzehnjährige.

„…Gesellschaft so zu gestalten, dass man überhaupt einen Platz in ihr haben möchte.“ Diese Aussage verbinde ich mit Deinen Überlegungen, wie zukünftig weiterleben als freischaffende Künstlerin. Darum kreisten unsere letzten Gespräche. Eine Antwort hattest Du noch nicht, weil Du gegenwärtig nicht frei in Deinen Entscheidungen sein konntest, denn Deine soziale Verantwortung für Mitmenschen, die Dich in ihrer schwierigen Lebenssituation brauchten, hatte da ein entscheidendes Gewicht. Auch wusstest Du noch nicht, wo denn der Ort für Dich sein könnte und wie, wovon existieren.

Du wolltest für einige Zeit nach Italien, nach Genua gehen, um dort Leben und künstlerisches Arbeiten eine Weile zu erproben. Im März, nach dem Weltfrauentag, sollte es losgehen. Doch wurde um den 21. Februar, Deine Stimme am Telefon immer schwächer und ist nun ganz verstummt.

Ob es Genua oder anderswo geworden wäre, oder Celle, wo ich mit Dir im Gespräch war, ob und wie es mit Dir und der RWLE Möller Stiftung gehen könne oder ob Du in Faßberg geblieben wärst, egal wo, Du hättest gewiss mitgestaltet. Doch hat sich diese Frage für Dich aufgelöst. Sie wird nun vielleicht kreativ an den Orten beantwortet werden, die Dir bisher einen Platz gegeben haben, der Deinem Leben und Wirken entsprach.

Dein Schwerpunkt im filmtechnischen Bereich war die Hintergrundgestaltung, und nur um das Wörtchen Leben erweitert, wird dies zur Lebenshintergrundgestaltung, die die innere und notwendige Basis schafft. Diese Hintergründe finden sich in Deinem bildnerischen Werk fast überall wieder. Du bist, ob in Deutschland, Israel, den USA oder China, nicht nur auf Deiner Reise nach innen, sondern überhaupt unterwegs gewesen, wie Du es einmal klar benannt hast. Das Reisen erzeuge eine andere Aufmerksamkeit, sagst Du, bringe eine intensivere Zeitwahrnehmung, und erzeuge ein anderes Verhältnis zu den Dingen. Wer sich durch Deine Werk-Kataloge „It’s Soul“, „Blow Up“ oder des Kulturspeichers in Oldenburg blättert, wer in Deinen Bildern verweilt, die Texte liest, wird merken, wie sehr Orte, Stadtlandschaften, Architektur, Lebensbedingungen, das Wie-&-wo-lebt-der-Mensch Dich stets bewegt haben. Malerei sei für Dich, sagtest Du einmal, mit einem Erkenntnisgewinn verbunden, und deshalb sei es auch richtig, weiter zu malen, auch wenn überall schon so viel produziert werde. Dein Weg zum Bild führte unabdingbar von der sinnlichen, gelebten Erfahrung zum Entstehen eines Bildes, einer Malerei, die im besten Falle zu einer gegenseitigen Aktion zwischen der Künstlerin, dem Bild und den Betrachtenden wird.

Die bildnerische Ästhetik, war für Dich nicht nur formschön, sondern auch politisch motiviert. Dies wird bis in Nebenbemerkungen hinein deutlich. Etwa nach einem Atelier-Besuch von Katja Kullmann, einer Schriftstellerin, die vor 10 Jahren einen Essay über Deine Arbeit geschrieben hat, als Du ihr auf der Rückfahrt zum Bahnhof ganz nebenbei gesagt hast: Hier links im Wald steht übrigens eine der größten Rüstungsfabriken Deutschlands. Weiter hinten haben die ein Testgelände, fast dreißig Kilometer lang.

Der Tod Deines Lebensgefährten Klaus, im Februar 2020, bezeichnet die wohl härteste Bruchlinie Deines Lebens und Deiner künstlerischen Arbeit. Seitdem warst Du wieder auf der Suche nach einem möglichen, zukünftigen Ort, warst Du nach und nach wieder schöpferisch auf dem Weg, Deinem Unterwegssein, das nun so abrupt endet, unabgeschlossen bleibt. Der Körper kann – zu Asche geworden – begraben werden, aber wir können geistig weiterhin unterwegs sein, im imaginären Gespräch, das jetzt vielleicht noch genauer Deine Beweggründe, Deine Kunst, Deine Haltung in den Blick nimmt, auch für ein aktives, zukünftiges Gedächtnis an Dich, z. b. hier in Faßberg, in dieser Region, verbunden mit denen, die von Dir wissen, von Deinen Mut, Deiner Lebensfreude und Kraft und tiefer Empathie, verbunden mit denen, die Dich so erfahren haben. Wir nehmen in Dankbarkeit Abschied. Adieu Anna, wir bleiben im Gespräch. Adé –

Oskar Ansull, Berlin/Pankow im März 2024, Worte zur Beisetzung der Urne in der Friedhofskapelle, am 22. März, in Fassberg

 

22 Jahre RWLE Möller Stiftung

Uwe Pralle, Am Rande der Sprache

                                                Datum:    10. November 2023    

                                                       Ort:     Stadtbibliothek Celle, Direktorenhaus, Magnusstraße 5

                                               Uhrzeit:     19:00 Uhr

                                                Eintritt:     frei      (Büchertisch: Thalia Buchhandlung, Celle)

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231005_Celler-Hefte-16-17-Umschlag

Es werden die zwei neuen „celler hefte“ durch den Hrsg. Dr. Uwe Schütte (Berlin) und mit Oskar Ansull (RWLE Möller Stiftung) vorgestellt. Sie präsentieren eine Auswahl aus dem publizistischen Werk des in Celle geborenen und aufgewachsenen Autors Uwe Pralle (1954-2008), der für namhafte Zeitungen und Rundfunksender in Deutschland und der Schweiz geschrieben hat: u. a. für die „Frankfurter Rundschau“, „Neue Zürcher Zeitung“, „taz“ tageszeitung… In den umfangreichen Bänden kommen Stimmen von Weggefährtinnen und -gefährten Uwe Pralles zu Wort und findet sich die wohl nahezu komplette und überhaupt hier erstmals von Uwe Schütte zusammengestellte Bibliographie der Veröffentlichungen von Uwe Pralle.

Mehr Fotos und Bilder der Veranstaltung hier

 

22 Jahre RWLE Möller Stiftung

Zweiter Celler Abrisskalender mit Zeichnungen von RWLE Möller (1952-2001)

Vorstellung des Celler Abrisskalenders 2024 

 
Datum: 1. November 2023 
 

Ort: Thalia Buchhandlung, Markt 4–6, 29221 Celle

Uhrzeit: 19:00 Uhr
 
Eintritt frei
 
Vorgestellt von Jasmin-Bianca Hartmann (Berlin)
im Auftrag der RWLE Möller Stiftung

Vor rund 30 Jahren veröffentlichte der Künstler und Stadtchronist RWLE Möller (1952–2001) seinen ersten und zugleich letzten Celler Abrisskalender. Die Motive hierfür hatte er direkt vor Augen: abgerissene oder umgestaltete Fachwerkfassaden. In seinem Atelier fanden sich posthum sechs unveröffentlichte Zeichnungen, die ihm für seine nächste Auflage dienen sollten. Sie sind Teil des zweiten Celler Abrisskalenders, der erneut einen Einblick in die wechselvollen Geschichten vor und hinter zwölf Celler Fassaden ermöglichen will. Möllers Bilder demonstrieren den zeitlosen Konflikt zwischen Lebensort und Wirtschaftsort, Geschichte und Gegenwart, Utopie und Kostenfrage, Authentizität und Bühnenarchitektur.


Mehr Fotos und Bilder der Veranstaltung hier
Und hier in der Celler Presse mit einem Text von Anke Schlicht

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 Veranstaltung im März 300 Jahre „Celler“ Fährleute

Impressionen der Veranstaltungen 

Anlässlich ist ein celler heft entstanden, das die Texte und Inhalte der Tagung umreißt. Hier dazu mehr.

Von Oedipus bis Zettel‘s Traum, Zwei Berichte

Freitag, 24. März 2023 19:30 – 21:00 Uhr Eintritt: Frei
Im Rittersaal des
Celler Schlosses, Schlossplatz 1, 29221 Celle
Anmeldungen
Tel. 05141-12 459

Übersetzen ins Deutsche, Ein Gespräch

Samstag, 25. März 2023 17:00 – 19:00 Uhr Eintritt: Frei
In Kunst & Bühne Nordwall 46, 29221 Celle Tel. 05141 – 305 36 26 www.kunstundbuehne.de
Anmeldungen
info@kunstundbuehne.de

Vier „Celler“ Fährleute, Lesungen & Gespräche

Sonntag, 26. März 2023 11:00 – 13:00 Uhr Matinee
Eintritt: 7€ / erm. 5€
Im Schlosstheater Schlossplatz 1, 29221 Celle Theaterkasse:
Schuhstraße 46, 29221 Celle
Karten
05141– 90508 – 75/76
Karten@schlosstheater-celle.de

 Veranstaltung im März 300 Jahre „Celler“ Fährleute

Oskar Ansull    

Mehr als 30 Übersetzerinnen und Übersetzer literarischer Texte, vom Albanischen bis zum Weißrussischen, haben sich im Laufe der Zeit in Celle und dem Umland eingefunden; für eine überschaubare Kleinstadt mit dörflicher Umgebung bemerkenswert. Einige von ihnen sind hier geboren oder aufgewachsen, geblieben oder nur temporär ansässig geworden. Sie gehören zum kulturellen Klima der Stadt, bilden den Sprachatem mit ab.

Von Oedipus bis Zettel‘s Traum, Zwei Berichte

Freitag, 24. März 2023 19:30 – 21:00 Uhr Eintritt: Frei
Im Rittersaal des
Celler Schlosses, Schlossplatz 1, 29221 Celle
Anmeldungen
Tel. 05141-12 459

Übersetzen ins Deutsche, Ein Gespräch

Samstag, 25. März 2023 17:00 – 19:00 Uhr Eintritt: Frei
In Kunst & Bühne Nordwall 46, 29221 Celle Tel. 05141 – 305 36 26 www.kunstundbuehne.de
Anmeldungen
info@kunstundbuehne.de

Vier „Celler“ Fährleute, Lesungen & Gespräche

Sonntag, 26. März 2023 11:00 – 13:00 Uhr Matinee
Eintritt: 7€ / erm. 5€
Im Schlosstheater Schlossplatz 1, 29221 Celle Theaterkasse:
Schuhstraße 46, 29221 Celle
Karten
05141– 90508 – 75/76
Karten@schlosstheater-celle.de

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Lesung celler hefte - Jörn Ebeling

Samstag, 3. Dezember 2022 um 16:00 Uhr
Galerie Dr. Jochim,

Magnusstraße 5
29221 Celle


Vorstellung der neuen Ausgabe der „celler hefte“ zum Lyriker und Übersetzer JÖRN EBELING (1939–2006)
Der in Celle geborene und verstorbene Autor hat Gedichtbände und Prosaarbeiten veröffentlicht und aus dem Französischen übersetzt, er hat den Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsen erhalten und
ein Stipendium des Stuttgarter Schriftstellerhauses zugesprochen bekommen, ist aber dennoch „bis heute unterschätzt und wenig beachtet“ (Oskar Ansull) geblieben.
Die „celler hefte“ würdigen Autor und Übersetzer und stellen erstmalig auch bisher unveröffentlichte Texte und Proben seiner Arbeit vor.

Redaktion des Bandes: Enno Stünkel

Es wird zur Entstehung des Bandes berichtet, gelesen und mit anschließender Diskussion an den Autor erinnert werden.


Veranstalter: RWLE Möller Stiftung und

Stadtarchiv Celle, Eintritt frei

Jörn Ebeling, No:comment,

Texte 1960 2005, ca. 200 Seiten, 10,- €

ISBN 978-3-9813668-5-3

In der Veranstaltung, allen Celler Buchhandlungen,

bei der cequi-Edition
www.cequi-edition.de und der
RWLE Möller Stiftung
www.rwlemoeller.de erhältlich.

bei Interesse beachten Sie die Website der Galerie Dr. Jochim
galerie-jochim.de

Das Scheitern - Überwinden

17.09.2021 · CELLE. Was tun, wenn vermeintlich alles verloren ist?
Dieser existenziellen Frage widmet sich die Künstlerin Ann Jander und beschließt eine Serie von 12 Siebdrucken in einer Auflage von 20 Stück zu produzieren.
Ohne eine klare Vorstellung und ohne Plan entstehen die Drucke in einem malerischen und zeichnerischen Verfahren. Einziger roter Faden ist das Jahr, unterteilt in seine 12 Monate.
Auf Geschenkpapierfolien zeichnet Jander mit schwarzem Edding und Markern Kritzeleien, ziellos in „flows“, nur in sich hinein spürend – Siebdruckfilme. Das sperrige Medium ist in der Umsetzung langsam und umständlich. Es gibt keine Möglichkeit direkten Eingreifens. Ideen kommen und werden über die Dauer des komplizierten Prozesses wieder vergessen und verlieren an Brisanz. Geplante Farben werden doch ganz anders gemischt, allzu oft entgegen der eigenen Natur. Es wird ein scheinbar endloses Unterfangen sich häufender Fehler, Frustration und Hilflosigkeit. Sinn der Übung ist aber nicht hinzuwerfen, sondern mit aller gebotenen Ausdauer den toten Punkt zu überwinden und die Sache zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ein Anspruch ist, nicht mehr als 4 Ebenen zu drucken. Je mehr sich das Möglichkeitsfenster schließt, müssen also umso radikalere Entscheidungen getroffen werden. Radikalität entfaltet hier ungeahnte Kräfte und führt schließlich zum Befreiungsschlag und damit zum Erfolg.

bei Interesse kontaktieren Sie bitte die Künstlerin
www.anna-jander.com

mehr zu Anna Jander hier
Anna Jander Stipendium

Denkmal des Dichters Ernst Schulze offiziell eingeweiht

04.07.2021 · CELLE. Das auf Betreiben der Ernst-Schulze-Gesellschaft errichtete Denkmal für den Celler Dichter Ernst Schulze im Rosengarten, am Eingang zum Französischen Garten, wurde gestern offiziell mit Reden von Oskar Ansull, Dietrich Klatt und Stefan Gratzfeld sowie Musik von …

Artikel erschienen in 
Celle Heute
Fotos: Peter Müller
Artikel 

Oskar Ansulls "Papierstreifen"

Seit wenigen Tagen ist Oskar Ansulls neustes Werk „Papierstreifen“ im Buchhandel erhältlich. Für zwei Tage kam der Autor auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft aus Berlin, um es im „Dichterraum“ des Kanzlei-Cafés vorzustellen. Der Vorsitzende Lothar Haas hob in seiner Begrüßung die immensen Verdienste Oskar Ansulls um die Celler Literatur und Kultur hervor, und auch diese Veranstaltung wurde zu einem Glanzlicht.