Das 13. Stipendium (Okt. 2022 bis März 2023) ist Uwe Schütte (Berlin) für seine literaturwissenschaftliche Arbeit zugesprochen. Er wird sich in dieser Zeit u. a. auch mit dem journalistischen Nachlass des aus Celle stammenden Schriftstellers und Publizisten Uwe Pralle (1954 in Celle geboren und aufgewachsen – 2008 in Berlin-Friedenau gestorben) befassen und eine neue Ausgabe der „celler hefte“ mit Uwe Pralles publizistischen Arbeiten und einigen Briefen redaktionell konzipieren und bearbeiten.
Hier zum Artikel in der Celleschen Zeitung
Textcredit Oskar Ansull
Fotocredit fk huhn
Uwe Pralle hat seit den 1980er Jahren u. a. für „die tageszeitung“, „Neue Zürcher Zeitung“, „Frankfurter Rundschau“ „Süddeutsche Zeitung“ geschrieben. Die RWLE Möller Stiftung hat Uwe Pralles Nachlass von seinem Bruder, Wolfgang Pralle, sichten und ordnen lassen, aber es ist nie zu einer Veröffentlichung gekommen, weil Wolfgang Pralle inzwischen ebenfalls verstorben ist und nichts mehr vor seinem Tod weitergegeben hat, auch sind Erben nicht bekannt. Der komplette Nachlass ist wohl als verlorengegangen anzusehen.
„Nichts bekommt er, außer, alles los zu sein. Nichts mehr zu sein, weil er von allem los ist, was ihn in seinem Morast festhält. Endlich frei zu sein von dieser Schmutzblase von Ego, das immer nur haben will. Alles geben und nicht wissen, ob es jemals ein Echo geben wird, das ist gerechter Tausch, solange zu geben, bis nichts mehr da ist, und wenn alles leer ist und die Sinne vollkommen rein, dann ist jeder Windhauch oder Wassertropfen oder Atem auf der Haut plötzlich ein ungeheures Wunder und es gibt endlich … Da!“
Ein Textausschnitt aus: Uwe Pralle „Magma Krater Asche. Roman“ (unveröffentlicht, nicht mehr auffindbar)
Uwe Schütte stehen Teile der Sichtungsarbeit durch Wolfgang Pralle zur Verfügung, zudem der Bestand zu Uwe Pralle in der Stiftung (aus der Sammlung von RWLE Möller), auch die durch Oskar Ansull gesammelten Texte von Uwe Pralle. Es kommen eigene Recherchen von Uwe Schütte bei Verlagen, Zeitungen und Privatleuten hinzu.
Uwe Schütte, geb. 1967, hat bei W.G. Sebald studiert und war bis zum Brexit Reader in German an einer britischen Universität. Germanist, Literaturkritiker, Kulturessayist und Musikjournalist. Er schreibt regelmäßig für linke Tageszeitungen und ist Autor bzw. Herausgeber von rund 30 Buchveröffentlichungen.
Link zur Website
uwe-schuette.de
Der 1968 in Celle geborene und aufgewachsene Romanautor Mischa Kopmann erhält von November an ein Stipendium der RWLE-Möller-Stiftung. Kopmann, der im Februar sein drittes Buch „Haus in Flammen“ veröffentlichen wird, lebt in Hamburg und ist für Literaturinteressierte in Celle kein Neuling mehr. Er hat aus seinen im Hamburger Osburg-Verlag erschienenen Romanen „Aquariumtrinker“ (2017) und „Dorfidioten“ (2019), die in Teilen in Stadt und Landkreis Celle spielen, vor Ort gelesen.
Textcredit Susanne Harbott für die Cellesche Zeitung
Fotocredit privat
Romane sind die weiten Mäntel des Erzählens und alles Schreiben ist biographisch, wie es auch gedreht und gewendet wird, aber wer nur biographischen Spuren folgen will, ist zumeist bald auf dem Holzweg.
Textauszug aus „Mischa Kopmann – Eine Notiz“ von Oskar Ansull
Den ganzen Text gibt es hier zum Download als pdf
Link zum Osburg-Verlag
Osburg-Verlag.de
„Ich habe in Anna Jander eine seit Jahren intensiv schaffende Künstlerin kennengelernt, die erfolgreich eigene künstlerische Formen entwickelt hat, die innovativ und eindringlich vorrangig unsere täglichen Lebensumstände und Räume spiegeln. In origineller und kreativer Weise schildert sie heimatliche Gefilde, aber auch von der Industrie verlassene, verfallende amerikanische Städte oder kunstlichtüberströmte Autostraßen im Westen der USA; für die rasend sich entwickelnden Städte Chinas findet sie neue Formen (Suzhou-Bilder) für Raum, Licht und Bewegung.“
Dietrich Klatt – Celle, 11. Okt. 2020
Anna Jander, 1967 in Lüneburg geboren, lebt seit 1999 als freischaffende Künstlerin im Landkreis Celle. Sie absolvierte von 1986 bis 1992 das Studium der freien Malerei und Grafik an der HbK, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Prof. Lienhard von Monkiewitsch, Prof. Alfred Winter-Rust, Prof. H.P. Zimmer und Prof. Birgit Hein (Fim). 1992 wurde sie Meisterschülerin und schloss ihr Studium mit Diplom bei Professor Lienhard von Monkiewitsch ab. In den Jahren 1989 – 1990 erhielt sie ein Austauschstipendium an „The School of the Art Institute of Chicago“, Chicago USA. Anna Jander lebte von 1992 bis 1999 in Berlin und gründte das Atelierhaus Mengerzeile in Berlin Treptow mit.
Seit 1992 ist sie auch als Trickfilmerin tätig. Diese Arbeit begleitet ihre künstlerische Tätigkeit bis heute. 1997 bis 2000 war sie Tutorin für Hintergrundmalerei an: IFS Internationale Film Schule Köln, Animation School Hamburg, HFF Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolff (Potsdam Babelsberg). www.anna-jander-trickfilm.jimdofree.com
Im Kunstverein Celle ist Anna Jander seit 2018 als 2. Vertreterin im Vorstand und auch als Kuratorin tätig. 2009 war sie zusammen mit Klaus Jordan Mitbegründerin des Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus. 2013 gewann Jander den Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes und 2020 einen Artist in Residence Platz im Wilke Atelier Bremerhaven, welcher aber verschoben ist.
Das Stipendium der RWLE Möller Stiftung ist eine Wertschätzung gegenüber Janders künstlerischer Arbeit und soll ihr zudem die Weiterarbeit unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Zeit ermöglichen.
Die aus Kolumbien stammende Sopranistin Betty Garcés erhält 2020 das Stipendium der RWLE Möller Stiftung.
Die international erfahrene Sängerin, die in der klassischen Musik wie auch im Gospelgesang zu Hause ist, erhielt ihre musikalische Ausbildung unter anderem in Köln und Hannover. Die Stiftung unterstützt die vielfältige künstlerische Arbeit von Betty Garcés, die sie in der und auch für die Celler Region weiterentwickeln wird. Wir hoffen, dass sie so ihren Weg als kreative Künstlerin auch weiterhin gehen kann und wir die Ergebnisse in einigen Konzerten in Celle und im Landkreis werden miterleben können.
Weitere Informationen zu Konzerten und Aktivitäten mit Betty Garcés unter www.kulturtrifft.com
Hier zum Download eine ausführliche Biografie zu Betty Garcés von Christian Schütte, Merker, Hannover
Foto Credit: Cellesche Zeitung
Jasmin-Bianca Hartmann setzt mit dem zweiten Teil ihres Stipendiums ab August 2016 die Arbeiten für die Ausstellung, zusätzliche Begleitveranstaltungen und den umfassenden Katalog zu Leben und Werk RWLE Möllers bis zur Eröffnung der Ausstellung im Januar 2018 fort.
Ein sechsmonatiges Arbeitsstipendium wurde dem niedersächsischen Schriftsteller und Übersetzer Jürgen Dierking (1946 — 2016) aus Bremen bewilligt, der an einer Biografie des Schriftstellers Frido Lampe (1899 — 1945) arbeitete. Er ist kurz nach der Stipendienvergabe überraschend im Juni 2016 verstorben. Die Biografie wird dennoch im Wallstein Verlag (Göttingen) erscheinen. Ein Kollege und Freund Dierkings, Johann König, wird sie fertigstellen. Wir haben die Arbeit gefördert, weil mit der Frido-Lampe-Biografie das Leben eines bedeutenden, aber wenig bekannten schwulen Schriftstellers gewürdigt wird, dessen ersten, von den Nazis verbotenen Roman, Am Rande der Nacht, RWLE Möller kannte und schätzte. Wir werden die Biografie nach Erscheinen in Celle vorstellen.
Wir waren schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einer geeigneten, fachlich qualifizierten Person, die uns helfen könnte, das künstlerische Werk RWLE Möllers für eine Ausstellung und Dokumentation aufzuarbeiten. Eines Tages — ein, zwei vielversprechende Anläufe dazu ließen sich nicht verwirklichen – machte uns Bekim Morina auf die Kunsthistorikerin Jasmin-Bianca Hartmann aufmerksam. Wir führten mehrere Gespräche und alles passte zusammen. Wir vereinbarten ein langfristiges Arbeitsstipendium, das seither in mehreren Etappen verläuft, da das Aufgabenfeld außerordentlich umfangreich ist.
Von Mai bis Oktober 2014 und von Januar bis Juni 2015 hat Jasmin-Bianca Hartmann sich hauptsächlich mit der kritischen Erfassung der mehr als 400 bildnerischen Arbeiten RWLE Möllers beschäftigt und damit die Grundlage für die weitere Nutzung des Bildbestandes geschaffen.
Für ein neunmonatiges Arbeitsstipendium, zur Erstellung eines neuen Bandes der celler hefte, haben wir Thorsten Albrecht, einen ehemaligen Dramaturgen des Celler Schlosstheater gewinnen können. Das war ein Gewinn, denn er war dicht am Thema und ohnehin in einer Phase der beruflichen Umorientierung. Er fand Gefallen an der Idee, ein Buch über Dr. Hannes Razum zu entwickeln, einen ehemaligen Intendanten des Celler Schlosstheaters. Ohne die umfangreichen Recherchen, die Thorsten Albrecht in den Monaten (bis in die Niederlande) intensiv durchführte, hätte der Band Einladung ins Welttheater nicht entstehen können.
Ein dreimonatiges Forschungsstipendium ging an den Historiker Tim Wegener aus Celle, der umfangreich zur Celler Lokalgeschichte forscht. Daraus ist die mit Reinhard Rohde verfasste Publikation … melde ich mich hiermit als von den Nazis Geschädigter … Frühe Berichte von der Verfolgung in Celle (Bielefeld 2015) hervorgegangen (weitere Infos unter: wegener-geschichte.de).
Ein kurzes Aufenthaltsstipendium konnten wir Juris Zvirgzdinš gewähren. Der 1941 in Riga geborene und dort lebende lettische Publizist hielt sich zum zweiten Mal in Celle auf, zu einer Nachrecherche über den Civis Cellensis Magno de Cavallo. Cavallo lebte im 18. Jahrhundert in Celle und hat sich in seinem wunderlichen Leben auch im Lettischen aufgehalten. Zvirgzdinš Forschungen, basierend auf seinem ersten Celle-Aufenthalt, sind nachzulesen in dem Heft: Auf Spurensuche, hrsg. von der Bibliotheksgesellschaft, Celle 2010.
Ein zwölfmonatiges Arbeitsstipendium wurde an Katharina Mihm vergeben. Sie ist eine junge Filmemacherin, die wir in einer wichtigen Phase auf ihrem Weg zur freischaffenden Künstlerin fördern konnten. Sie hatte Kontakt zu Oskar Ansull aufgenommen, weil sie für ihr geplantes Celan-Film-Projekt auf der Suche nach Menschen war, die sich mit Paul Celan und seinem Werk auf eigene und unterschiedliche Weise auseinandergesetzt haben. Im Verlauf des Kennenlernens stellte sich heraus, dass der geplante Film gefährdet war. Da wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln keine ganzheitliche Filmförderung leisten können, haben wir Katharina Mihm mit einem Stipendium unterstützt. Der inzwischen entstandene Film sollte längst in Celle gezeigt und damit die Künstlerin hier vorgestellt werden. Das wurde nun am 31. Oktober und 1. November 2017 endlich nachgeholt (weitere Infos: katharinamihm.com).
Renate Deuter, geboren 1955 in Langwedel, lebt in Berlin und ist bisher die einzige bildende Künstlerin, der wir ein Stipendium zugesprochen haben. Sie arbeitet bildnerisch und mit sehr unterschiedlichen Werkstoffen. Sie hat sich mit dem Ort und der Geschichte Celles, dem Möllerhaus in der Zöllnerstraße auf eine intensive Art und Weise auseinandergesetzt, die wir mit einer Hof-Ausstellung und der Publikation Gewappnet im Mai 2011 dokumentiert haben. Gewappnet ist ein künstlerisches Dokument, das Arbeit und Leben Renate Deuters – eng verknüpft mit dem Umfeld von Haus und Hof — in Celle sichtbar macht (siehe auch: 2011, Das 6. Projekt).
Nach dem Tod der Mutter (2003) ergab es sich schneller als gedacht, dass das erste Stipendium vergeben werden konnte. Der Journalist Joachim Göres berichtete Oskar Ansull von einem kosovo-albanischen Dichter, der mit seiner Frau in Langlingen lebte, und dass dessen Frau von Abschiebung bedroht war. Bekim Morina würde, so sagte er, im Falle der Abschiebung seiner Frau Bafta mit ihr in den Kosovo zurückgehen, auch unter der Gefahr für Leib und Leben beider. Im Juni war sodann alles für das Stipendium der RWLE Möller Stiftung eingerichtet und das Paar konnte nach Celle umziehen. Gegen Ende des Stipendiums erschien 2006 der erste zweisprachige Gedichtband von Bekim Morina: Etwas besseres als den Tod, gefördert von der Stiftung. Bekim und Bafta leben seither in Celle und sind Eltern von zwei Mädchen (weitere Infos zu Bekim Morina in dem Gedichtband und in Himmel, welch ein Land!, celler hefte 7—8, 2010).